Sonntag, 8. März 2015

Leichte Bautextilien

Textile Werkstoffkunde

Textilien (lat. textilis: gewebt, gewirkt, geflochten, zusammengefügt im Sinne des Aufbauens und Gestaltens) sind nicht zwingend weich, entscheidend ist das Verwobensein.


Grundlegendes zu Baumaterialien


Textilien am Bau kommen in verschiedener Form vor. Grundsätzlich sind Baumaterialien im Rohbaubereich eher derb, sie müssen mechanischer Beanspruchung Stand halten und erfüllen Trägerfunktion. Material zur Wärmedämmung stehen häufig frei in Hohlräumen und brauchen genügend Steifigkeit. Es soll nicht zusammensinken. Armierungsnetze sind konzipiert, um Risse und Fugen im Putz zu vermeiden und müssen reissfest sein. Durch die löchrige Struktur sollen sie sich mit dem Verputzmaterial verbinden. Dampfbremsen-Folien sind beständig. Das Material wird für grosses Volumen und grosse Flächen hergestellt und ist entsprechend günstig. Zum Beispiel: 11 Fr./qm Schafwoll-Matte bei 2 cm Dicke;  Gewebe-Abdeckvlies 1 Fr/qm in Baumärkten oder Bestellung im Internet.

Materialien, die im Innenausbau und der Innenarchitektur eingesetzt werden, sind weicher und leben meist von ihrer Textur oder haben spezielle physikalische Eigenschaften (Treppen-Kordel, Bleiband, Gardinenstoffe). 

Bezugsquellen: Öko-Baustoffhandel, Zimmereien, Dachdecker


Flachs ca 5 Fr. je Qm 3cm dick
Ökobaumärkte
1. Textile natürliche Dämmstoffe - Material, das eher dick, bauschig, wattig, mit Hohlräumen vernetzt und verwobene Struktur hat. Für die Arbeit im Textilen Werken sind eher die Dämmstoffe aus Naturmaterialien geeignet. Der Charakter ist abhängig von der Länge der Fasern (Haar kurz, Stroh lang) und der Festigkeit (Haar weich, wattig - Stroh holzig, faserig). Damit sie praktisch und leicht einzubauen sind, werden sie meist dimensioniert ausgeliefert: Matte, Platte, Quader. Die Dicke der Matten liegt zwischen 3 cm und 20 cm. So lassen sie sich zuschneiden und als Basiselement nutzen.

Synthetische Dämmstoffe sind meist geschäumte, blasenartige Produkte. Am bekanntesten ist Styropor und ist relativ dicht.

ACHTUNG! Mineralische Dämmstoffe (Steinwolle, Glaswolle) sind auch faserig und textilartig. Wegen ihrer kurzen Fasern ungeeignet und sogar gefährlich - sie belasten die Atemwege! 

Teilweise sind die Materialien auch als geschäumtes mineralisches Dämmaterial auf dem Markt, als Ytong schön für Modellierarbeiten, leichter zu bearbeiten als Speckstein - staubt jedoch hefig.
Schafwolle

** Materialien: organischen Naturmaterialien 
    Schafwolle, Flachs, Kork, Stroh

** Farbe: naturfarben

** Bedenklichkeit (chemische Behandlung): Behandlung zur Widerstandsfähigkeit gegen Feuer und Tierbefall (i.d.R. biologisch, muss im Einzelfall erfragt werden), Fasercharakter (Allergie?, eher nicht, wegen der langen Faserstrukturen)   

** Gestaltungs-Effekte: Durch das Verweben mit anderem Material, kann ein 3-dimensionaler und Farbeffekt erzeugt werden. 




2. Armierung - Netzartiges Bau-Material, das für einen rissfreien Material-Übergang sorgen soll. Je nach Art der mechanischen Belastung reicht es von filigranem Netz aus Natur- und Synthetikprodukten (Gipserband) bis hin zu Stahlarmierungen im Beton. Alte Bautechniken verwenden Geflechte aus Zweigen und Weiden zur Stabilisierung von Lehmputz im Fachwerk als Fachwerkfüllungen.
hölzerne Geflechte der Fachwerke -
Träger für mineralischen Putz


Geflechte finden sich im Gartencenter als Schutznetze und Schutzgitter für Fliegen, Kleintiere usw. 

keine Netze verschiedener
Metalle
Die Armierungs-Geflechte sind eher steif und fest, formstabil (metall), selbsttragend, geben eine starre Struktur zum Einflechten oder als Träger vor. Durch das "Vernähen" lassen sich Elemente zu Patch-Work-Strukturen zusammenfügen und zu Strukturen mit unterschiedlichem Charakter verbinden.
Drahtgitter - Kleintiernetz

Glasfaser unterschiedlicher Fächer
Glasfaser - bunte Vielfalt
** Farbe - je nach Ausgangsmaterial natürlich bis farbig, Glasfaser-Armierungen (Gipser) sind oft leuchtend farbig. Jute-Armierung dagegen braun.
Flaschen im Jute-Lehm-Rock
**  Bedenklichkeit -  chemisch unbedenklich, die Netze sind teilweise sehr steif und spitz  (Verletzungsgefahr!), müssen mit stabilem Werkzeug bearbeitet werden. Spitzen lassen sich eventuell umkrempeln.
Die Glasfasern dieser Netze sind kunststoffummantelt und damit gebunden, so dass von den Glasfasern keine Gefahr ausgehen sollte.

** Gestaltungs-Effekte: Als formstabile Träger für andere Materialien (Geflechte) bieten sie die Möglichkeit flächig aber auch dreidimensional zu arbeiten. Ausserdem lassen sich die Farbeffekte nutzen. Verarbeitungsmöglichkeiten: Flechen, Vernähen, Verspannen, rahmenloses Aufhängen. Auch, wenn's nicht unbedingt in den textilen Bereich fällt: die Netze sind für die Verbindung mit mineralischen Materialien ausgelegt - Gips oder Lehm. So ist auch die Geschenk-Verpackung für die Weinflaschen entstanden (schau mal bei IG-Lehm). 

3. Membranen

Membranen sind dampfdurchlässige Textilien, die trennende Funktion haben. Sie sollen als Dampfbremsen verhindern, dass kondensierendes Wasser irgendwo stehen bleibt und Schaden verursacht. Es gibt reine Kunststoff-Folien, jedoch sind die glasfaserverstärkten als textiler Werkstoff  besser geeignet: häufig semidurchlässig für Licht, meist matt bunt, haben hohen Widerstandswert bei mechanischer Belastung, sind witterungsstabil.

** Gestaltungs-Effekte: Sie lassen sich gut einweben und verflechten. Beim Einsatz draussen werden sie längere Zeit beständig bleiben, auf Dauer wird ihnen die UV-Strahlung schaden, sie werden spröde.

4. Abdecktextilien
 Charakter

Abdeckvlies
* Günstiges Material bei hoher Dichte
* gleichfarbig (je nach Handwerk und Lieferant farbintensiv, oft graumeliert aus Faserrestenmix)
* teilweise mehrlagig (Folie + Gewebe)
* meist 1m breit bis 50m lang

** Gestaltungs-Effekte: Sie lassen sich zu Kordeln drehen, Flechten, Weben (wie Flickenteppich).




5. Baustoffnahe Heimtextilien

Gardinen - Stoffe die wegen ihrer Struktur interessant sein können

Bleiband - Ursprüngliche Anwendung zum Beschweren von Gardinen, eignet sich durch sein Gewicht zum Vernähen oder Einfädeln in Strickliesel-Schlauch.


Treppenschnur/Kordel - besonderer Charakter der dicken Kordel







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